Freitag, 24.2.1995: Die Königsstädte Patan und Bhakthapur

Patans schöne Innenstadt mit ihren geschnitzten Fensterrahmen und Dachstreben wurde zwischen 1428 und 1678 erbaut. In dieser Zeit gab es einen ständigen Kunstwettbewerb zwischen den drei Königsstädten. Zunächst gehen wir zu dem buddhistischen Kloster Rudra-Varna Mahavilar, goldener Tempel genannt. Im Hof können wir einen Teil der Zeremonie zur Aufnahme einer Novizin mit ansehen: Im gefliesten Vorraum sitzen sechs Männer auf Matten an niedrigen Tischen; einer reicht der Frau die Zutaten zu ihrer heiligen Handlung (Pulver, Wasser usw.); im rechten Winkel dazu sitzen die fünf anderen, vor jedem steht ein größerer flacher Kasten mit Deckel; zum Schluss geht die Frau langsam an ihnen vorbei, bleibt bei jedem stehen und gibt ihm eine Münze aus ihrer kleinen Geldbörse in die Hand; die Münze verschwindet sofort im Kasten.

Wir besichtigen dann die großartigen Bauwerke Machendranath-Pagode, Char Narayan-Tempel, Krishna Mandir (auch Bala Gopala genannt, ein Steintempel im Shikara-Stil, d. h. mit einem Phallus oben) und vor allem den Königspalast. In seinem Innenhof sind zwei Schlangengöttinnen dargestellt, aus deren Händen Flüsse entspringen. Ihre Tragtiere sind eine Schildkröte und ein (oder eine) Makara (Betonung auf der ersten Silbe); dieses Wesen ist eine Kreuzung aus Schlange, Elefant und Krokodil. (Der Elefantengott Ganesha hat übrigens die Ratte als Tragtier, lernen wir bei dieser Gelegenheit, und der Drache kommt aus Tibet und China). - Wir essen im Luxusviertel von Patan zu Mittag.

Außerhalb von Bhakthapur besichtigen wir eine Papierfärberei und verfolgen, wie große Bögen zum Färben in ein Bad getaucht, dann auf dem Hof zum Trocknen ausgebreitet werden; man zeigt uns Druckmaschinen mit verschiedenen Mustern, eine Stanzmaschine, das Kleben von Briefumschlägen und von bunten Streifen.

Wir fahren durch die Straßen und sehen oben an den Häusern unter dem Dachvorsprung in Girlanden zum Trocknen aufgehängten Spinat. Wir erfahren, dass dies eine Notmaßnahme ist, weil der Sommermonsunregen die Felder wegschwemmt. Im Vorbeifahren beobachten wir, wie Frauen zu Zweit im Rhythmus Chili stampfen.

Bhakthapur: Zum Betreten der Stadt müssen wir Eintritt zahlen. Auch hier gibt es geschnitzte Fensterrahmen und Streben. Wir besichtigen den Tempel- und Palastkomplex mit dem goldenen Tor, den Vatsala-Steintempel im Shikara-Stil, die Pagode aus dem Jahr 1628, das Museum und den Palastflügel mit 55 holzgeschnitzten Fenstern. Dann besuchen wir den Töpfermarkt. Eine Straße weiter, auf einem Platz mit einem Brunnen in der Mitte, ist ein Volksauflauf; ein Schrein steht fast vor dem Haus der alten Männer. Entweder, vermutet unser Leiter, stirbt gerade ein alter Mann oder man feiert ein Fest zur Verehrung eines Gottes. - Anschließend sehen wir noch am Taumadhi Tole die Nyatpola-Pagode, die höchste Pagode des Kathmandu-Tals, und den Bhairav-Tempel, 1625 erbaut.

 


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