Freitag, 17.2.1995: Nach Dhulikel in die Berge

Mit dem Jeep geht es durch den Dschungel, es ist ein nebliger, kalter Morgen. Hinten auf dem Jeep macht uns der Guide auf Sehenswürdiges aufmerksam: Viele Pfauen auf dem Weg; Elefantengras; flüchtendes Barking deer; Spotted deer; Vögel; ein Nashorn. Nach langem Warten am Flussufer in romantischer Morgenstimmung werden wir mit flachen Stakbooten übergesetzt. Mit einem anderen Jeep geht es weiter, auch einmal durch einen flachen Fluss. Am Ausgang des Nationalparks erwartet uns der Bus. Die Fahrer haben dort jämmerliche Unterkünfte. Es folgt eine lange Fahrt nach Kathmandu. Das Leben der Menschen spielt sich in der Öffentlichkeit ab: Ob sich die Frauen vor dem Haus gegenseitig die Haare flechten oder ob jemand in den Feldern sein „Geschäft" verrichtet, alles ist vom Bus aus zu sehen. Zum Ausruhen oder Warten sitzen die Menschen in der Hocke. Wir kommen an mehreren Ziegelbrennereien vorbei. Näher bei Kathmandu ist von der Straße aus eine „Schotterfabrik" zu sehen - in einem breiten, so gut wie trockenen Flussbett ein riesiges Zelt-, Arbeits- und Familienlager mit Arbeitern, die dort die Steine für den Straßenbau zerklopfen. Das Monatseinkommen eines Steinklopfers bzw. einer Steinklopferin beträgt 80 Rupies, das sind 1 bis 3 DM. Ein Koch oder Kellner verdient 60 bis 180 DM, ein Lehrer etwa 3000 bis 3800 Rupies, das sind etwa 100 DM.

In Dwarikas gibt es Lunch, und unser nicht mit in den Dschungel genommenes Gepäck wird abgeholt. Dann fahren wir in die Berge nach Dhulikel, wo wir in dem feudalen „Mountain Resort" wohnen. Die Wege des Hotelgeländes bestehen aus roter Erde, die ständig mit Wasser besprengt wird. Verstreut im Gelände liegen rote zweistöckige Häuser, die über Treppenstufen und geschlängelte Wege zu erreichen sind. Empfang mit Rum punch, Häppchen und Erdnüssen auf der Terrasse rings um ein Feuer im Kessel. Zunächst ist für zwei Stunden Stromsperre. Das ist normal, weil Strom nach Indien geliefert wird. Es gibt ein Notaggregat für die Beleuchtung der Haustüren, im übrigen erhalten wir Taschenlampen und finden in den Zimmern Kerzen vor. Mein Zimmer ist riesig, mit Teppichboden und einem Flauschteppich ausgelegt. Es gibt eine Frisierablage mit (im Prinzip) beleuchtetem Spiegel; eine Kofferablage in Zimmerbreite, Kleiderbügel in einem Räumchen zwischen Zimmer und Badezimmer. Im Bad ein riesiger Spiegel, ein Marmortisch in der Breite des Badezimmers, das Waschbecken in Marmor eingefasst. Wir packen um für den Treck. Spätes Abendessen, neuerlicher Umtrunk.

 


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