Donnerstag, 16.2.1995: Elefantenritt, Flussfahrt, Tharu-Dorf

 

Wecken um 6.15 Uhr, Tee um 6.45 Uhr, Elefantenritt um 7.15 Uhr durch den flachen Fluss in das Grasland und den lichten Dschungel. Jeweils zwei bis drei Touristen sitzen auf einem Holzpodest, die Beine zur Seite bzw. nach hinten hängend, vor ihnen hinter den Ohren des Tieres der Lenker. Es ist kalt und neblig, trotzdem sehen wir viele Tiere, auf die der Guide uns aufmerksam macht und deren Namen er uns nennt: Das gefährliche Panzernashorn, vor dem wir auf dem Elefantenrücken sicher sind - mehrere von ihnen zwischen dem hohen trockenen Elefantengras das niedrige Grün grasend, eins schlafend im Wald; Barking deer - ein hellbrauner Rehbock; Spotted deer - eine Hirschart, gerade im Bast; einen Samba-Hirsch, wiederkäuend, später ein Weibchen und ein Jungtier; einen fliegenden Adler; einen Pfau am Flussufer im hohen trockenen Gras; einen Eisvogel, am Flussufer fliegend. Die Affen, die in den Baumwipfeln springen, sind nicht deutlich zu bestimmen, vielleicht sind es Rhesusaffen. - Rückkehr nach einer Stunde. Frühstück. Dann Elephant briefing, ein Vortrag über Elefanten.

Wir nehmen Abschied von der Gaida Lodge. Die wunderschönen roten Blüten des Kapokbaums, dessen Samen zum Stopfen von Matratzen verwendet werden, heben sich oben gegen den hellblauen Himmel ab, während sich unten das dichte Grün einer Dendrobium-Liane am Stamm hinaufrankt. In flachen Einbäumen werden wir etwa zwei Stunden lang mit langen Riesenbambusstangen den Fluss hinunter gestakt. Wir sehen eine Menge Vögel, stehend, auffliegend oder über uns ziehend, deren Namen der Guide uns nennt: Silberreiher, Kuhreiher, Weißhalsstorch, Eisvogel, Rotenten, Bussard, Wildgänse, Weißhalsstorch; außerdem Krokodile, eine Fisch fressende Art und eine Fleisch fressende - ein schwarzes Tier, von dem wir hoffen, dass es schon satt ist. Ein Elefant wird durch den Fluss gelenkt, sein Reiter sitzt vorne hinter den Ohren des Tieres; Menschen gehen Muscheln fischend im seichten Wasser; andere tragen im Gänsemarsch Häuserbauteile durch eine Furt. Ein zweirädriger Karren, gezogen von zwei schwarzen Wasserbüffeln im Joch und beladen mit Stroh und etwas Holz, überquert den flachen Fluss, der Kutscher im grünen Turban hockt vor der Ladung dicht an der Deichsel. Am Ufer erkennen wir Bäume, Häuser und die weißen, fernen Berge. - Wir gehen an Land und bei großer Hitze etwa eine halbe Stunde zu Fuß durch den Dschungel zum Zeltcamp, zeitweise durch Elefantengras, das bis 5 m hoch wird. Es darf jedes Jahr im Januar/Februar zwei Wochen lang geschnitten werden, danach wird im März das Grasland niedergebrannt, damit die Baumsamen nicht keimen und das Grasland für das Rhinozeros erhalten bleibt. Unterwegs hören wir Affen schreien, die, wie der Guide erklärt, einen Tiger gesehen haben. Auf einem Seitenweg sehe ich von weitem einen bunten Wildhahn gehen.

Im „Gaida Jungle Camp" empfängt man uns mit Tee auf einem runden Platz, dessen Eingangstor aus einem Lianenbogen besteht. Auf dem Torbogen wächst eine Orchidee, die aber z. Zt. leider nicht blüht. Nach dem Essen und einer Pause begeben wir uns mit einem sachkundigen Guide auf eine Dschungelwanderung. Wir sehen viele Termitenhügel; einige Vogelarten, u. a. einen schwarzen Vogel mit langem, gespaltenem Schwanz, der nur an den Enden gefiedert ist (es ist wohl ein Drongo); Languren mit schwarzem Gesicht, hellem Fell und langem Schwanz. Der Rüsselbär hinterlässt uns nur Fußspuren und ein Stück großen schwarzen Kots. Der Dschungelwald ist herrlich grün. Faszinierend sind die dicken Lianen zwischen den Bäumen und die Epiphyten (Pflanzen, die auf Bäumen wachsen, wie z. B. ein blattförmiger Farn und die Blätter einer Orchidee). Das Ziel unserer Dschungelwanderung ist ein Tharu-Dorf. Die länglichen Häuser bestehen aus einem Lehm-Kot-Stroh-Gemisch, aus dem auch die großen Vorratstöpfe gemacht werden. Der Reis wird nicht gemahlen, sondern zerklopft. Am Dorfrand sehen wir Linsenfelder. Auch Senf wird angebaut, seine Samen werden durch Wegfächern der Spreu gewonnen. Die Tharu gehören durch ihre kluge Ackerbautradition zu den am besten ernährten Menschen in Nepal. - Dschungelwanderung zurück zum Camp. Abends nach dem Essen sitzen wir um ein Lagerfeuer. Nachts streifen Wächter um das Camp.

 


Kaufen Sie die Bücher von Antje Arbor