Freitag, 06.01.2006: Shibam(2) - Wadi Dar - Sana'a

Frühstück in der Morgenkälte unten neben der Küche bei offener Haustür. Auf der Fahrt zum Wadi Dar passieren wir die 75. Militärkontrolle. Insgesamt haben wir 3100 km zurückgelegt.

Der berühmte Felsenpalast (Dar al Hadschar) im Wadi Dar wurde 1930 für den Imam erbaut, der 1962 vertrieben wurde. In dem sehr hohen und verwinkelten Palast sieht man u. v. a. auch alte, mit in den Palast eingebaute Felsengräber. Im Hof wird für die Touristen ein Krummdolchtanz aufgeführt. Draußen an der Straße sind Obststände mit schönen Birnen, Aprikosen und großen runden blauen Pflaumen aus Iram (Jemen) aufgestellt.

Fahrt zum „Hochzeitsfelsen", bei dem aber eine Woche vor dem Opferfest keine Hochzeitspaare erscheinen. Wunderschöner Ausblick, auch auf den fernen Felsenpalast, und viele, auch einheimische Touristen. Volksbelustigung: Scheibenschießen. Ein junger Mann, der einen schief angewachsenen Fuß hat, krabbelt auf allen Vieren und bettelt. Später in Sana'a sehe ich einen Mann mit dem gleichen Übel, der aufrecht an zwei Blechkrücken geht.

Unterwegs: Kleine Kinder sind z. T. sehr frech, ärgern größere Jungens, die dann schimpfen. - Am letzten Tag schimpft Mohammed mit dem Kellner, weil es ihm zu langsam geht; nachher küsst er ihn zur Versöhnung auf die Wange. - Begrüßung befreundeter Männer: Rechter Wangenkuss einmal, linker Wangenkuss mehrmals, manchmal auch nur Luftküsse, aber Wange an Wange. - Das Betteln an den Touristenstätten ist penetrant. Kinder sind hartnäckig, manche aufdringlich oder frech. Ein Junge bewarf mich mit einem Stein und traf, nur weil ich kein Foto von ihm machen wollte. - Hunde laufen frei in Rudeln auf den freien Plätzen, sprich Schutthalden, herum und bellen gemeinsam, besonders morgens um 4 Uhr, bevor um 5 Uhr der Muezzin den Schlaf lange und anhaltend stört. - Die Menschen bereiten ihre Äcker vor. Sehr kleine Felder werden mit der Hacke bearbeitet. Furchen oder Gräben zwischen zwei Feldern werden geflutet, sofern eine Zisterne in der Nähe ist und Rohre zur Verfügung stehen. Öfter sehe ich Gruppen von Menschen beim Zwiebelnstecken. Einzelne Frauen schneiden Klee, der ein intensives Grün hat.

Sana'a: Heute am islamischen Sonntag sind die Menschen feierlich angezogen: Die Männer im langen, weißen Gewand mit dem Krummdolch am breiten, gestickten Gürtel und darüber dem leichten, offenen Jackett. Bei den Frauen schauen unter dem weiten, schwarzen Gewand schicke Schuhe hervor. Im schönen Touristenhotel am Eingang zur Altstadt bekomme ich ein Einzelzimmer für den Rest des Tages. Mittagessen in relativ gutem Restaurant, Nachmittag frei. Abendessen in gutem Restaurant, der Leiter der jemenitischen Reiseagentur stößt dazu. Einchecken am Flughafen gegen 22.30 Uhr als Erste, um unsere Rückreise zu sichern, da der Flug überbucht ist (entgegen den Versicherungen der deutschen Reiseagentur). Abflug am 07.01.06 um 1.20 Uhr.

Im Zug von Frankfurt/Main nach Berlin genieße ich das Grün der Felder, Wiesen und Nadelbäume, den Anblick von Flüssen, Bachläufen, Seen und Teichen und die frische, klare Luft, wenn auch der Himmel grau ist.

 



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