Montag, 26.12.2005: Von Sana'a nach Marib

Abfahrt um 8.15 Uhr im Konvoi mit anderen Touristen-Geländewagen (Toyota) mit vielen Wartepausen und Militärkontrollen; bei letzteren ist jedes Mal vom Fahrer ein Papier abzugeben und die Frage nach Anzahl und Nationalität der Touristen zu beantworten. An vielen Kontrollstellen stehen außer den bewaffneten Soldaten etliche Zivilisten herum, Männer und Jungens. Wir sehen unterwegs Berge und Gehöfte, in der Nähe von Sana'a viele Kat-Baum-Plantagen. An der Asphaltstraße sind immer wieder kleine Märkte. An den Haltepunkten vorsichtig bettelnde Kinder, die von den Guides kurz zurechtgewiesen werden. Die Männer lachen und scherzen viel und starren uns neugierig an. Sie wirken immer laut und erregt. - Später fahren wir durch eine Basaltwüste mit angewehtem Sand, ein schwarz-weiß wirkendes Bild mit verstreuten Sträuchern, Schirmakazien und einzelnen Palmen.

Mittags in Marib sehen wir im oberen Saal des Restaurants die anderen Gäste auf dem Boden sitzen, der mit einer Matte oder einem dünnen Teppich bedeckt ist; die Sandalen stellt man außerhalb des Sitzbereiches ab, man hockt im Kreise und isst mit den Fingern aus dem Geschirr, das auf eine runde Bastmatte gestellt wird. Für die Europäer werden Tische hereingetragen. Der Reis ist heute milder gewürzt, wohl mit Zimt. Außer dem gekochten Gemüse gibt es Kohl- und Gurkensalat. Für Fleischesser gibt es gebratene Hähnchen. Mittagspause im Hotel. Es ist ein großer Ziegelbau in Form einer Streichholzschachtel, umgeben von einer Mauer. Klopapier muss ich mir bei der Rezeption holen. Der Duschhebel ist locker, so dass nur der Wasserhahn darunter funktioniert. Ich wasche mir die Haare im Waschbecken unter fließendem, leicht lauwarmem Wasser. Waschbecken haben hier nie Stöpsel.

Marib war die Hauptstadt des sabäischen Reiches. Hier hat vielleicht die legendäre Königin von Saba residiert, die um 950 v. Chr. den König Salomon besuchte. Wir besuchen den Staudamm, der die Bewässerung dieser Gegend möglich machte, um 2000 v. Chr. erbaut und 570 n. Chr. aufgegeben. Man versucht ihn zu rekonstruieren, denn der 1986 neu errichtete ist fehlerhaft.

Besuch des Tempels Arsh Bilquis mit seinen typischen wieder aufgerichteten fünf Pfeilern. Über die alten Religionen vor dem Islam weiß man so gut wie nichts. In der Ferne sehe ich eine Sandstaubwolke und weiß, dass dort eine Ziegenhirtin mit ihrer Herde entlanggeht.

Unterwegs Pause an einem von Läusen befallenen und daher absterbenden Palmenhain, von denen es viele gibt. In der Nähe sehen wir Hennasträucher mit kleinen Blättern, die nach dem Pflücken getrocknet und zu Pulver gemahlen werden.

Bei Sonnenuntergang durchwanden wir das auf einem Hügel gelegene alte Dorf Marib, um 800 n. Chr. erbaut, unter dem die alte Residenz der Königin von Saba liegen soll. Die Häuser haben ein Steinfundament aus z. T. vom alten Staudamm genommenem Sandstein, dazwischen Basaltstein. Der Hauptteil eines Hauses besteht aus Ziegeln und Lehm. In den zerfallenden Häusern sind die eingezogenen Baumstämme zu sehen, die als Treppenhäuser und als Etagenböden dienten. Nach dem Abstieg gehen wir unten neben der Stadt durch eine verfallene Moschee; auch in sie wurden Steine aus dem Staudamm und Stelen aus alten Heiligtümern eingebaut.

Abendessen und Frühstück im Hotel in einem recht hübschen Saal, aber wir müssen dazu durch den Fernsehraum gehen, in dem volle Aschenbecher herumstehen und der Geruch nach Abfällen nicht gerade Appetit anregend wirkt. Die Eingangshalle des Hotels, in der wir einige Wartezeiten verbringen, ist riesig, mit Polsterbänken und bunten Glasfenstern, aber alles wirkt schmuddelig.

 



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