Samstag, 24.12.2005: Hinflug

 

Der Hinflug von Frankfurt/Main dauert 6 Stunden, der Rückflug 7 ½ Stunden, beide ohne Zwischenlandung. Beim Hinflug haben wir wunderbare klare Sicht auf die Alpen, das Mittelmeer und die Wüste am Roten Meer entlang.

Im Flughafen von Sana'a wedelt unser Reiseleiter Mohammed (28) (Aussprache: Mahammad) schon durch die Fensterscheiben mit dem Schild, während wir noch bei der Passkontrolle Schlange stehen. Er ist stets aufmerksam und um unser Wohl besorgt. Seinen Freund Mustafa (24) hat er als unbezahlten Helfer dabei, was eine große Erleichterung ist, weil Mustafa mehr über sein Land weiß und besser deutsch spricht und versteht als er.

Das Hotel „Arabia Felix" in Sana'a, dessen unscheinbares metallenes Eingangstor von blühenden Bougainvillea umrankt ist, besteht aus mindestens zwei alten, mehrstöckigen traditionellen Bürgerhäusern. Zu meinem Haus führt der Weg durch den verwinkelten Innenhof, wo mich die an allen Ecken stehenden Männer anstarren, und vorbei am Gartenrestaurant. Dann schaffe ich es mit Knieschmerzen und unter großer Anstrengung mit Mühe die extrem hohen Stufen hinauf, suche und finde durch geländerlose, verwinkelte Aufgänge und Flure mein verwinkeltes Zimmer. Es hat gebogene Deckenbalken und viele Wandnischen und -vorsprünge, die offenbar als Ablagen gedacht sind, alles ganz weiß gestrichen. Einer der Vorsprünge ähnelt einem vorne offenen Fernseher, der weiß der weißen Wand entspringt. Es gibt eine hölzerne Hakenleiste mit 5 Haken, aber keinen Schrank. Auch der lange Nagel, an dem ein Bild aufgehängt ist, lässt sich zum Anhängen eines der zwei vorhandenen Kleiderbügel nutzen. Das weiße Zimmerchen wirkt romantisch durch die vielen Winkel und Nischen und zusätzlich durch einen Wand- und Deckenbehang aus Gazestoff; die zwei roten und eine schwarze Bahn hängen gerafft und wie Netze herab. Die drei Fensternischen zum Hof, aus dem bis in die späte Nacht hinein laute Männerstimmen und Lautsprechermusik zu hören sind, haben die Größe und Form von Schießscharten. Die Fensterchen liegen so hoch, dass niemand hereinsehen kann. Sie sind aus Glas und haben einen hellen Holzrahmen, an dem ein kleiner Haken zum Schließen des Fensters sowie ein kleiner ringförmiger Haltegriff befestigt ist. Am gegenüber liegenden Ende des Zimmers gibt es eine geheimnisvolle kleine Tür aus altem, rohem Holz in mittlerer Koffergröße, die mit einem kleinen neuen Schloss gesichert ist. Vom Flur geht ein Duschraum mit Toilette ab. Das winzige Waschbecken dort hängt schief und hat keinen Stöpsel, alle Fugen im Bad haben große Lücken, nach dem Duschen steht der ganze Raum unter Wasser, es gibt aber einen kleinen Abfluss in der Mitte des Raumes.

 



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